Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit

Mit den drängender werdenden Diskussionen um Klimawandel und Erderwärmung wächst auch das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln. Der bewusste Umgang mit der Umwelt ist dabei nicht nur eine moralische Frage: Die Umweltzerstörung ist auch eine ernste Gefahr für die Weltwirtschaft. Auf dem Weg zu verantwortlichem Wirtschaften kann künstliche Intelligenz ein wichtiger Partner sein.
„Wenn wir künstliche Intelligenz richtig einbinden, können wir damit eine Revolution in puncto Nachhaltigkeit erreichen. KI wird der Motor der Vierten Industriellen Revolution sein“, sagt Hendrik Fink, Leiter Sustainability Services bei Deutschlands größter Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers. Damit bringt er die Chancen, die in den neuen technischen Entwicklungen strecken, auf den Punkt. Denn längst werden Systeme, die aussagekräftige Daten analysieren und intelligent auswerten, etwa bei der Optimierung von Arbeits- und Fertigungsprozessen eingesetzt.
Optimierung für die Umwelt
Doch darüber hinaus wird es zukünftig im Interesse auch kleiner und mittlerer Unternehmen sein, Nachhaltigkeits- und Umweltaspekte im Auge zu haben. So können Daten, die im Produktionsprozess entstehen, beispielsweise dafür verwendet werden, Energieverbrauch und Auslastung von Maschinen zu verbessern. Der positive Effekt für die Umwelt ergibt sich dann aus der Verminderung von Treibhausgas-Emissionen. Ähnliches gilt für die nachhaltigkeitsbezogene Risikobewertung von Unternehmensstandorten. Mit KI lassen sich außerdem Materialitäts- und Stakeholderanalysen oder die generelle Emissionsberechnung optimieren. Durch die flächendeckende Digitalisierung liegen die Daten dafür immer häufiger vor – sie müssen nur noch mit intelligenten Algorithmen nutzbar gemacht werden.
Solche Systeme sind bereits an vielen Punkten im Einsatz, an denen es um das gezielte Arbeiten für den Umweltschutz geht. Globale Klimamodelle zur Vorhersage problematischer Wetterszenarien, Smart-Farming für nachhaltige Landwirtschaft, intelligente Stromnetze zur Regulierung des Energieverbrauchs – auf all diesen Feldern haben innovative, intelligente Technologien bereits Einzug gehalten. Doch wie eine aktuelle Studie aus der Reihe „Fourth Industrial Revolution for the Earth“, in Auftrag gegeben von PwC und dem Weltwirtschaftsforum, zeigt, ist das erst der Anfang.
80 mal KI
Die Autoren der Studie identifizieren die sechs wichtigsten Problemfelder der globalen Umweltzerstörung. Und sehen darin erhebliche Chancen für nachhaltiges Wirtschaften mit künstlicher Intelligenz: Die Studie skizziert mehr als 80 Anwendungsmöglichkeiten für KI-Lösungen. Beim Klimaschutz etwa liegt das Potenzial in den Bereichen der autonomen E-Mobilität, der intelligenten Energienetze oder der Wettermodellierung. Ökostrom, nachhaltige Flächennutzung, „Smart Citys“ oder „Smart Homes“ sind weitere Wirtschaftsbereiche, in denen die intelligente Aus- und Verwertung aussagekräftiger Daten zukünftig noch stärker zum Tragen kommen kann.
Ein weiteres drängendes Problem stellt die Frage des Artenschutzes dar. Hier lassen sich zum Beispiel durch KI-basierte Verschmutzungskontrolle, invasive Arten- und Seuchenbekämpfung und „Grüne Ökonomie“ gute Effekte erzielen. Dasselbe gilt für die Felder Gewässerschutz und Luftreinhaltung: Kluge Luftfilterungssysteme sind hier genauso denkbar wie Effizienzsteigerung im Wasserverbrauch, nachhaltige Vorsorgestrategien hinsichtlich Dürren und Wassermangel, saubere Kraftstoffe oder integriertes, lernfähiges Stadtmanagement in Echtzeit.
Doppelt effektiv
In all diesen Bereichen wird es darauf ankommen, dass Unternehmen – egal ob börsennotiert oder mittelständisch – ihre Verantwortung wahrnehmen und gleichzeitig den Nutzen für das eigene Wirtschaften erkennen. Auf fast allen Gebieten stehen zunehmend auswertbare Daten zur Verfügung, die in die Optimierung einer immer wichtiger werdenden Corporate Social Responsibility einfließen können. Denn je mehr aussagekräftige Daten es gibt, desto klüger wird die künstliche Intelligenz. Und desto größer sind die Synergieeffekte aus ökonomischem Nutzen und nachhaltiger Wirkung. Es lohnt sich also doppelt, an die Umwelt zu denken.
Autor: Redaktion Zukunft. Kunde.
Bild: © peshkova – AdobeStock