Landkarte der öffentlichen Digitalisierung: Deutschlands smarte Städte

Im Nordosten Wiens entsteht eine Seestadt, die ein Smart-City-Zukunftslabor und -Vorzeigeprojekt sein soll. Im spanischen Santander können Bürger zum Beispiel mit einer App Schlaglöcher und defekte Straßenlaternen melden. In Südkorea soll die kurz vor Fertigstellung stehende Planstadt Songdo dank Sensoren und Vernetzung rund 30 Prozent weniger Energie benötigen als konventionelle Städte. Rund um die Welt wird am Konzept Smart City gearbeitet. Eine neue Studie zeigt, wie weit deutsche Kommunen sind.
In Deutschland ist der Smart-City-Trend relativ spät bei den Stadtentwicklern angekommen. Aber seit 2017 wächst der Anteil der Kommunen, die eine digitale Agenda erarbeiten und sich zur Smart City entwickeln möchten. Der Branchenverband Bitkom hat 50 Vorreiterstädte in Deutschland identifiziert und zeigt, wie sie die Digitalisierung strategisch sowie organisatorisch angehen und Bürger, Partner und andere Akteure vor Ort einbinden.
Mit ihrer Digitalisierung möchten die Städte überwiegend die Lebensqualität und wirtschaftliche Attraktivität steigern. Diese Hauptziele spalten sich in verschiedene Teilziele mit entsprechenden Maßnahmen auf. So arbeiten mehrere Städte an Konzepten, um den Verkehrsfluss besser zu steuern und die Suche nach Parkplätzen zu vereinfachen. In Darmstadt beispielsweise erfassen Sensoren an Ampelknoten Verkehrsdaten, um die Verkehrssteuerung zu optimieren und damit auch Emissionen zu senken. In Ludwigsburg soll eine App entwickelt werden, die Autofahrer gezielt zu freien Parkplätzen führt.
Lemgo nutzt eine IoT-Infrastruktur (IoT: Internet of Things), um das Stadtbussystem zu optimieren: Die vernetzten Busse können sich gegenseitig orten und zeigen an, ob Gäste ihre Anschlussbusse erreichen. Eine App informiert außerdem über die aktuellen Standorte der Busse. Und quasi nebenbei erfassen die Busse die aktuelle Verkehrssituation.
In Jena werden drei Plattenbauten mit insgesamt 300 Wohnungen saniert und dabei auch digital auf den neuesten Stand gebracht. Die Bewohner können nun beispielsweise direkt in ihrer Wohnung überprüfen, wie die Verkehrslage in der Stadt aktuell aussieht, ob es viele Staus gibt oder alle Parkplätze belegt sind. Die Abfahrtszeit der nächsten Straßenbahn wird als zusätzliche Information gleich mitgeliefert. Mit dem benachbarten Uni-Klinikum laufen bereits Gespräche über Möglichkeiten der Tele-Medizin, damit ältere Bewohner möglichst lange in ihrer eigenen Wohnung bleiben können. Das gesamte Projekt wurde im Januar beim Bundeswettbewerb „Stadt.Land.Digital“ mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.
Digitale Unterstützung für die menschliche Gesundheit
Um die Gesundheit geht es auch beim Forschungsprogramm „Technik zum Menschen bringen“ des Bundesministeriums für Forschung und Bildung und der dazugehörigen Fördermaßnahme „Zukunft der Pflege“, an der sich mehrere Städte beteiligen: An einem Innovationszentrum in Oldenburg erforschen Ingenieure und Pflegewissenschaftler neue Pflegetechnologien unter realistischen Bedingungen. Hinzu kommen Praxiszentren in Hannover, Freiburg, Berlin und Nürnberg, an denen diese Entwicklungen im Pflegealltag eingesetzt und getestet werden. Denn obwohl es viele neue Technologien gibt, die in der Pflege unterstützen können – etwa automatisierte Systeme, die Stürze und Notfälle erkennen oder erfassen, ob ein Patient genügend Flüssigkeit zu sich nimmt –, kommen diese bisher nur selten zum Einsatz. Da die Praxistauglichkeit oft noch nicht erwiesen wurde, zögern die Verantwortlichen in Kliniken, Altenheimen und Pflegediensten.
Natürlich gehören zur Digitalisierung der Verwaltung auch Self-Service-Angebote. Damit können Bürger zahlreiche Vorgänge anstoßen oder erledigen, für die bisher der Gang ins Rathaus nötig war. Fast jede Stadt verfolgt hier ein entsprechendes Projekt, das in der Regel auch mit der Automatisierung von Geschäftsprozessen verbunden ist. Das heißt, die öffentliche Verwaltung setzt sich zunehmend mit Ansätzen auseinander, die im Dialog zwischen Kunden und Unternehmen schon länger für mehr Effizienz sorgen.
Prozessoptimierung mit künstlicher Intelligenz
Die Stadt Soest, neben Aachen, Gelsenkirchen, Paderborn und Wuppertal eine der digitalen Modellkommunen in NRW, möchte bei der Bewertung von Straßenschäden neue Wege gehen: Kommunale Fahrzeuge sollen die Schäden erfassen, die Auswertung übernimmt eine künstliche Intelligenz.
Auf KI setzt auch die Stadt Duisburg. Die Technologie soll den Dialog zwischen Bürgern und Stadtverwaltung erleichtern: Ein Chatbot steht für Fragen rund um die Uhr zur Verfügung. Das entlastet auch die Mitarbeiter im Servicecenter, die außerdem Routinetätigkeiten an einen Software-Roboter abgeben. Hierdurch sollen sie mehr Zeit für individuelle Anliegen haben. Auch diese Konzepte haben sich im Kundendialog von Unternehmen bereits bewährt.
Autor: Redaktion Zukunft. Kunde.
Bild: © THINK b – AdobeStock