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Veränderungen der Arbeitswelt: Die Digitalisierung schafft neue Aufgaben

Veränderungen der Arbeitswelt: Die Digitalisierung schafft neue Aufgaben

Wenn es um die Digitalisierung der Arbeitswelt geht, sind die Diskussionen über die - erhofften oder befürchteten - Folgen durchaus kontrovers. Eine neue Studie zum Thema Digitalisierung im Mittelstand zeigt, wie die gelebte Realität aussehen kann.

Es ist ein spannendes Paradox. Während einerseits immer mehr Unternehmen aller Größen die Chancen und Möglichkeiten erkennen, welche die neuen Technologien vor allem bei der Interaktion mit ihren Kunden bieten, scheinen die Vorbehalte gegenüber strategischem Vorgehen in dieser Richtung noch groß zu sein. Es gebe kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem in der deutschen Wirtschaft heißt es beim Digitalverband Bitkom. Laut einer Studie des Verbands aus dem Jahr 2017 hat fast jedes dritte Unternehmen in Deutschland keine Strategie zum Umgang mit der Digitalisierung – ein Viertel fürchtet sogar, die neuen Entwicklungen könnten die Existenz der gesamten Firma gefährden.

Begründete Ängste?

Derartige Befürchtungen sind so alt wie die digitale Revolution selbst und laut Bitkom vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen weit verbreitet. Die großen Unternehmen gehen das Thema nach Einschätzung des Verbandes aggressiver an. Mittlerweile habe immerhin jede zweite Firma mit mehr als 500 Mitarbeitern eine eigene Abteilung oder Einheit, die sich mit dem Thema befasst. Eine neue Studie der gemeinnützigen Forschungs- und Entwicklungseinrichtung RKW offenbart jedoch, dass gerade im Mittelstand, also dort, wo in der Regel direkt und unmittelbar mit Kunden und Verbrauchern interagiert wird, die Digitalisierung längst angekommen ist – und insbesondere im Personalbereich eher positive Entwicklungen begünstigt. Die Ergebnisse der Studie zeigen: Ängste und Sorgen sind in dem Ausmaß, in dem sie oft die Diskussion prägen, weitgehend unbegründet.

Bei der Befragung von Geschäftsführern und Personalleitern 50 kleiner und mittlerer Betriebe mit weniger als 500 Mitarbeitern ergab sich das Bild einer Unternehmenslandschaft, in der im Zuge der Digitalisierung weitaus mehr neue Aufgaben und Anforderungen an-, als bestehende wegfallen. Auffällig ist dabei jedoch, dass viele Betriebe die Herausforderungen eher reaktiv als strategisch angehen und sich eher den täglichen Anforderungen anpassen, als ihnen aktiv vorzugreifen. Das gilt für die meisten Bereiche – vor allem aber interessanterweise für die Kanäle zum Kunden.

Während interne Prozesse bei vielen Betrieben bereits häufig Gegenstand von Digitalisierungsprojekten sind – insbesondere mit dem Ziel, Abläufe zu optimieren -, sind derartige Maßnahmen im Hinblick auf die Interaktion mit der Kundschaft verhältnismäßig selten. Zumindest, was die Entwicklung neuer Angebote angeht. Zwar stehen Bereiche wie die Herstellung des Kundenkontakts oder Unterstützung von Beratung und Verkauf durchaus im Blickpunkt; visionäre Innovation und Aufgreifen revolutionärer Kommunikationsmodelle fehlen jedoch meist.

Von innen nach außen

Digitalisierung scheint in kleinen und mittleren Unternehmen also gewissermaßen einer Dynamik zu unterliegen, die von innen nach außen führt. Während die ersten Schritte internen Optimierungen dienen, wird der Blick erst nach und nach in Richtung Kunde gelenkt. Was nicht bedeutet, dass in den Unternehmensbereichen, die sich vor allem mit den Kanälen nach außen befassen, die Auswirkungen auf das Personal besonders negativ wären. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: In den meisten Unternehmen entstehen, wie erwähnt, im Zuge der Digitalisierung weitaus mehr neue Jobs als alte wegfallen – und die meisten davon in den Bereichen Vertrieb (z. B. E-Commerce), Beratung und Betreuung (Onlinesupport u. a.) und Marketing (bspw. Content-Marketing). Viele Firmen setzen dabei auf Aufstockung ihres Mitarbeiterstamms oder auf gezielte innerbetriebliche Weiterbildungsmaßnahmen.

Die Tatsache, dass die befragten Unternehmen sich oft eher an den Anforderungen des Tagesgeschäfts orientieren als strategisch und vorausschauend zu planen, hat interessante Konsequenzen. Zum einen führt dieses Vorgehen dazu, dass die Grenzen zwischen sich verändernden Anforderungsprofilen und neu entstehenden Tätigkeitsfeldern durchlässig werden. Denn Anpassung an neue Entwicklungen funktioniert nur im Prozess. Zum anderen wird das Anforderungsspektrum an das Personal insgesamt breiter und komplexer – und erfordert in vielen Fällen eine Vergrößerung des Mitarbeiterstamms.

Chancen für das Personalwesen

Entgegen des pessimistischen Grundtons, der die öffentliche Diskussion über Digitalisierung in der Arbeitswelt prägt, zeigt sich gerade in den kleinen und mittleren Unternehmen, wie produktiv längst damit umgegangen wird. Die Chancen der neuen Entwicklungen für den Personalmarkt werden hier ganz pragmatisch und aufgabenbezogen genutzt, indem man sich den Herausforderungen stellt. Denn anders geht es schlicht nicht. Das eröffnet viele spannende Perspektiven, denn die innerbetriebliche Dynamik von innen nach außen gibt die Richtung vor für weitere innovative Entwicklungen in Richtung Kunde. Und damit auch für das Personalwesen.

Autor: Redaktion Zukunft. Kunde.
Bild: ©Sashkin – AdobeStock

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