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Die Digitalisierung und die Folgen für die Sozialsysteme: Brauchen Roboter bald einen Steuerberater?

Die Digitalisierung und die Folgen für die Sozialsysteme: Brauchen Roboter bald einen Steuerberater?

Der digitale Wandel ist nicht nur für einzelne Branchen und Unternehmen eine Herausforderung, sondern auch für das Gemeinwesen im Allgemeinen und den Sozialstaat im Besonderen. Denn der befürchtete Wegfall von Arbeitsplätzen würde schließlich das Steueraufkommen verringern. Unternehmer wie Bill Gates fordern daher eine Robotersteuer.

Laut dem internationalen Roboterverband IFR liegt Deutschland aktuell etwa im Mittelfeld, was das Verhältnis von Robotern zu menschlichen Arbeitskräften in der produzierenden Industrie angeht. Während in China 68 Roboter auf 10.000 Mitarbeiter kommen, sind es in Südkorea mit 631 fast zehn Mal so viel, in Deutschland entfallen 309 Industrieroboter auf 10.000 Kollegen aus Fleisch und Blut.

Dieses Verhältnis wird sich in den kommenden Jahren zugunsten der Roboter weiter zuspitzen, daher macht es Sinn, sich verstärkt über die sozialen Folgen dieser Entwicklung Gedanken zu machen. Frank Appel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post AG, hat sich inzwischen ebenso für eine Robotersteuer ausgesprochen wie Microsoft-Gründer Bill Gates.

Vergünstigte Mehrwertsteuer?

Appel schlug im vergangenen Jahr eine indirekte Besteuerung vor, nämlich dass man „bei Arbeit, die von Menschen geleistet wird, auf die Mehrwertsteuer verzichten“ könnte und nur die Arbeit von Robotern besteuern sollte. Schließlich seien Lebensmittel auch vergünstigt bei der Mehrwertbesteuerung. Bill Gates tritt bei diesem Thema noch bestimmter auf. „Natürlich wird es Steuern geben, die sich auf Automatisierung beziehen“, prognostizierte der Software-Milliardär in einem Interview mit dem Onlinemagazin Quartz. Ein Roboter, der dieselbe Arbeit macht wie ein Mensch, solle auf einem ähnlichen Niveau besteuert werden, forderte Gates weiter. Das Geld ließe sich dann etwa in der Altenpflege einsetzen, einem Bereich, wo menschliche Empathie in jedem Fall nötig sei.

Ausbremsen des Fortschritts

Aber genau hier scheiden sich die Geister. Denn selbst in der Medizin und der Pflege gibt es bereits Roboter. Somit bekommen Menschen selbst in Bereichen, wo menschliche Nähe eine Rolle spielt, Konkurrenz von smarten Robotern. Laut einer PwC-Studie würden vier von zehn Deutschen zu einem „Robo-Doktor“ gehen. Zwei Drittel der Bundesbürger glauben zudem, dass Robotik und künstliche Intelligenz die medizinische Versorgung insgesamt verbessern werden.

Tatsächlich rechnen verschiedenste Expertengruppen mit einer erheblichen Verschiebung von menschlichen Arbeitsplätzen zu Roboterjobs. Diese Entwicklung wird sich auch durch eine Steuer nicht aufhalten lassen und ob diese überhaupt Sinn macht – darüber streiten sich die Verantwortlichen. EU-Digitalkommissar Andrus Ansip etwa hält überhaupt nichts von einer solchen Abgabe. Der Sinn von Steuern sei es schließlich, Einfluss auf einen Prozess zu nehmen, also beispielsweise Unternehmen zu umweltfreundlichem Verhalten zu animieren. In einer Robotersteuer sieht Ansip eine Gefahr für die technologische Weiterentwicklung: „Warum sollten wir den Fortschritt aufhalten?“

Neue Digital-Jobs

Die Idee einer Steuer auf nicht-menschliche Arbeit ist ohnehin nicht neu. Früher nannte man es „Maschinensteuer“, aber auch diese konnte sich nicht durchsetzen. Außerdem gilt es, die Digitalisierung insgesamt zu betrachten und nicht nur darauf zu schauen, welche Arbeit zukünftig Roboter übernehmen und damit menschliche Steuerzahler ersetzen. Der Kölner Change-Experte Stephan Penning meint zwar, dass sich nicht alle Jobs im Zuge des technologischen Fortschritts eins zu eins ersetzen ließen, erinnert gegenüber dem Manager Magazin aber an die jüngere Vergangenheit: „Es werden aber auch neue Jobs geschaffen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Hatten Sie vor nur zehn Jahren eine Vorstellung davon, dass Berufsbilder wie Social Media Manager oder SEO Spezialist existieren könnten?“

Jede zweite Tätigkeit betroffen

Auch das McKinsey Global Institute sieht die Entwicklung auf längere Sicht entspannt. Automatisierung, Roboter und künstliche Intelligenz würden zwar jede zweite Tätigkeit betreffen, das Institut vergleicht den Wandel der Arbeitswelt aber mit den Auswirkungen des Übergangs von der Agrar- zur Industriegesellschaft. In dieser Phase hätte es natürlich auch Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt gegeben, „langfristig hat dieser Wandel aber zu einem Wachstum an Arbeitsplätzen geführt“. Somit wird es das Berufsbild des „Steuerberaters für Roboter“ wohl auf absehbare Zeit nicht geben.

Autor: Redaktion Zukunft. Kunde.
Bild: willyam – Adobe Stock

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