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Digital Healthcare: So digital ist die Medizin schon heute – und so digital könnte sie sein …

Digital Healthcare: So digital ist die Medizin schon heute – und so digital könnte sie sein …

Digital Healthcare ist mehr als nur ein Schlagwort, denn in vielen medizinischen Bereichen kommt digitale Unterstützung bereits zum Einsatz. Das Potenzial ist aber noch lange nicht ausgereizt.

Praktisch jeder Patient profitiert heutzutage direkt oder indirekt von einem digitalen Service. Der Startschuss für die Digitalisierung fiel bereits in den 90er-Jahren mit der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte, auf der Basis-Daten gespeichert werden konnten. Der Datenaustausch könnte jedoch noch weitergehen. In Ländern wie Kanada, den USA oder Taiwan sind bereits verschiedenste medizinische Leistungsträger miteinander vernetzt, wovon der jeweils behandelnde Arzt profitiert: Weil er immer Zugriff auf alle relevanten Daten aus der gesamten Krankheitsgeschichte und Medikation hat, kann er den Patienten viel schneller und effizienter behandeln. Wechselwirkungen verschiedener Medikamente lassen sich so vermeiden.

In Deutschland ist dagegen nach wie vor eine Spaltung der Ärzteschaft zu beobachten. Einige sind offen für eine bessere Vernetzung untereinander, andere haben noch Vorbehalte gegen einen größeren Datenaustausch. Das mag auch daran liegen, dass nicht jeder Mediziner seine Behandlungsschritte für alle Kollegen einsehbar machen möchte. Für den Patienten wäre die digitale Vernetzung einzelner Fachärzte in jedem Fall ein Gewinn, schließlich würde das manche Diagnose nicht nur beschleunigen, sondern vermutlich auch verbessern.

Spielerische Hilfe für Demenz-Patienten

Auch relativ junge Technologien wie Virtual Reality erobern sich langsam ihren Platz in der modernen Medizin. Die Deutsche Telekom etwa hat ein VR-Spiel entwickelt, mit dem sich die Auswirkungen sowie frühe Anzeichen von Demenz erforschen lassen. Die Spieler müssen im dreidimensionalen Raum eine Meereskreatur finden, füttern und sich den Standort merken, weil sie das Wesen später wiederfinden müssen. Je mehr Menschen dieses Spiel durchlaufen, umso mehr Daten liegen vor, um das Lern- und Orientierungsverhalten zu erforschen.

„Virtual Reality ermöglicht eine noch umfassendere und unmittelbarere diagnostische Beurteilung der Fähigkeit zur räumlichen Orientierung bei Menschen, die möglicherweise Demenz entwickeln“, erklärt Michael Hornberger, Professor für angewandte Demenzforschung an der University of East Anglia, einer der wissenschaftlichen Partner der Telekom. „Insbesondere erlaubt uns VR exakter zu messen, wenn Personen in ihrem Orientierungsverhalten unsicher sind, beispielsweise in ihrer Bewegung stoppen und sich umsehen.“ Hier kann also Digitalisierung den medizinischen Fortschritt entscheidend vorantreiben und beschleunigen, denn zwei Minuten Spielzeit entsprechen etwa fünf Stunden klinischer Forschung.

Mit Virtual Reality die Aufmerksamkeit verbessern

Eine ganz praktische Anwendung bei Demenz-Patienten gibt es seit kurzem in Krefeld. Das Helios-Cäcilien-Hospital experimentiert mit einer VR-Anwendung, in der die Patienten ihre Heimatstadt erleben können, wie sie in den 50er- und 60er-Jahren ausgesehen hat. Die Wirkung ist verblüffend, denn Demenz-Patienten fühlen sich sicherer, wenn sie sich in einer vertrauten Umgebung bewegen und in alten Erinnerungen schwelgen können. Eine Möglichkeit dafür ist es, alte Fotos anzusehen – aber sich in einer dreidimensionalen virtuellen Welt aus der Vergangenheit zu bewegen, verstärkt diesen Effekt offenbar deutlich. Erste Versuche haben ergeben, dass die Beweglichkeit der Patienten zunimmt und auch das Wohlbefinden positiv beeinflusst wird. Eine Heilung von Demenz ist so nicht möglich, aber Experten sind überzeugt, dass solche Technologien den Krankheitsverlauf verlangsamen können.

Künstliche Organe dank Digitalisierung

Eine weitere bahnbrechende Technologie ist der 3D-Druck. Laut dem Digital-Verband Bitkom kann dies die Medizin noch einmal komplett revolutionieren: „Schon heute können sich Ärzte an originalgetreuen Modellen auf anstehende Operationen vorbereiten, was gerade in komplizierten Fällen eine große Hilfe sein kann“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Gewebestücke können schon heute 3D-gedruckt werden, bald werden es komplette Organe sein.“ Einer Umfrage von Bitkom und dem Ärzteverband Hartmannbund zufolge ist mehr als jeder vierte Arzt davon überzeugt, dass sich Organe ab dem Jahr 2030 per 3D-Druck herstellen lassen.

Die Herstellung von Prothesen und Implantaten über 3D-Druckverfahren wird sicherlich schneller Einzug in den medizinischen Alltag finden, ist Bitkom überzeugt: „Prothesen und Implantate aus dem 3D-Drucker sind maßgeschneidert. Sie können an den jeweiligen Patienten individuell angepasst werden“, so Rohleder. „Außerdem lassen sich im 3D-Druck feinste Strukturen nachbilden, was bei konventionellen Verfahren nicht möglich ist.“

Der Arzt in meinem Smartphone

Mit der fortschreitenden Digitalisierung des Gesundheitswesens rücken Arzt und Patient zumindest virtuell enger zusammen. Der Markt für Healthcare-Apps boomt und bietet vielfältigste Möglichkeiten für den direkten Kontakt zum Patienten in akuten Situationen oder zur smarten Vorsorge. So bietet der Gesundheitsservice ottonova Arbeitnehmern eine Krankschreibung via App an – per digitalem Arztbesuch. Hier dient die Smartphone-App als neuer Kanal zum Patienten, der sich nicht mehr mit Grippe zur Praxis schleppen muss, um den gelben Schein für seinen Arbeitgeber zu bekommen.

Die Healthcare-Marke Vilua von Arvato CRM Solutions wiederum hat Apps entwickelt, die Diabetiker rechtzeitig vor Unterzuckerung warnen und so eine ausgewogene Insulin-Zufuhr fördern. Doch Vilua setzt schon früher an, nämlich beim Thema Prävention, die sich mit digitalen Techniken noch besser an die Zielgruppe bringen lässt. „Mit Vilua verfolgen wir einen komplett neuen Ansatz im Bereich digitaler Gesundheitsanwendungen und setzen dabei vor allem auf die direkte Kommunikation zwischen dem Nutzer und seinem Gesundheitscoach“, erklärt Jens Härtel, Geschäftsführer von Vilua. „Indem wir auf Nutzer eingehen können und verschiedene digitale Kanäle mit persönlichem Kontakt kombinieren, lassen sich zum Beispiel in der betrieblichen Gesundheitsförderung höhere Teilnahmequoten erreichen.“

An digitalen Healthcare-Innovationen mangelt es also nicht. Und vielleicht liegt im Präventionsbereich am Ende der größte Bonus der Digitalisierung für den Gesundheitsmarkt – wenn wir dank digitaler Services gar nicht erst krank werden.

Autor: Redaktion Zukunft. Kunde.
Bild: AdobeStock

Tags for this article Big Data (3) Customer Experience (71) Digitalisierung (165) Gesundheit (6) Virtual und Augmented Reality (5)

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